Rückblick 2020 – YTD Top, letzte 6 Monate Flop, über Glück und Naivität

Die verrückten Gewinne vom Februar und März würde ich heute nicht mehr erzielen, vor allem aus psychologischen Gründen und weil Glück eine Rolle gespielt hat:

Meine Wette war, dass uns Corona noch eine Weile beschäftigen wird und die Quarantäne-Meldungen aus China aus meiner Sicht nicht zum Allzeithoch des DAX und S&P500 gepasst haben. Ich hatte mit einem Rückgang von 10-20% gerechnet, der auch eingetreten ist.

In der Zeit konnte ich die Put-Optionsscheine aus Überzeugung halten und habe sie dann einfach weiter laufen lassen. Aber: Ich war auch naiv genug, um sie weiter zu halten. Das würde ich heute nicht mehr schaffen, weil ich viel zu oft auf den Chart schaue und die Preisbewegungen zu genau verfolge. Im Februar/März hatte ich 1-2x am Tag reingeschaut und fertig.

Ich weiß nicht, wie es gelaufen wäre, wenn die Kurse um 20% eingestürzt und dann sofort wieder gestiegen wären. Vermutlich wäre ich auf 0 oder mit leichtem Verlust raus. Es ist eindeutig reine Glückssache gewesen, dass der Absturz so schnell und heftig kam. Es hätte sich auch länger ziehen können mit ungewissen psychologischen Konsequenzen.

Ich habe zu lange dieselben Scheine gehalten. Auf der einen Seite gab es dadurch einen Steuerstundungseffekt, auf der anderen Seite wäre die deutlich klügere Strategie gewesen, Gewinne früher zu realisieren und nur einen Bruchteil in andere Scheine mit höherem Hebel zu stecken, wobei ich nicht weiß, ob es die zu dem Zeitpunkt überhaupt gab. Vor ein paar Wochen habe ich einen Post dazu auf Reddit verfasst, der Erkenntnisse über Hebel und prozentuale Performance zusammenfasst.

Ab Mitte März war ich zu lange im Bear-Modus, anstatt Abstand zu gewinnen und zu überlegen, was an den Märkten passiert ist. Alle Aktien mit 40% oder mehr im Sonderangebot – da hätte ich zuschlagen müssen. Selbst wenn der Markt weitere 20% gefallen wäre, hätte ich langfristig einen guten Preis erzielt. Den Einfluss der FED/EZB und des Zinses auf die Märkte habe ich erst deutlich später verstanden und maximal unterschätzt.

Hier sind meine gesamten Gewinne und Verluste seit Februar:

Am 18.6. habe ich zum Vergleich ein Musterdepot angelegt und einmalig 500.000€ Papiergeld in den ACWI gesteckt. Der ist heute mit rund 10% im Plus. Wenn ich dieses Datum als Baseline nehme für einen mentalen Wechsel in den Bullenmodus, dann sehen meine Trades nicht so toll aus: Seit KW25 habe ich knapp 15.000€ Brutto-Gains gemacht – eine deutliche Underperformance gegenüber dem Musterdepot:

Unterm Strich:

Meine ursprüngliche Wette ging auf – die Ausführung dieser Wette lässt jedoch zu wünschen übrig. Glück und Naivität spielten bei der Ausführung eine große Rolle. YTD kann ich zwar zufrieden sein, der Preis dafür ist jedoch, dass ich es aktuell mental kaum schaffe, den Buy & Hold-Ansatz weiter zu verfolgen.

  • Ich komme einfach nicht in den Bullenmodus
  • Ich glaube nicht mehr an die Efficient-Market-Hypothesis
  • Mir fällt es schwer, einen breiten Index zu kaufen, weil Schrott enthalten ist (Tesla)
  • Ich müsste eigentlich Sektoren kaufen, die immer noch stark abgewertet sind (Finanzen, Energie)
  • Ich finde die Idee von Einzeltiteln interessant, auch wenn ich die Nachteile kenne
  • Ich kenne leider keine bessere Strategie als passives Investment in einen ETF
  • Aktives Trading ist schwierig und je häufiger man tradet, desto eher verliert man
  • Ich muss mich regelrecht neu konditionieren, passiv zu Investieren und Cost-Averaging zu betreiben

Beim letzten Punkt hilft, dass wir spontan in der Nachbarschaft ein Haus gekauft haben. Das Angebot an Häusern in unserer Stadt ist ohnehin mangelhaft und miet- oder kaufbare Wohnungen mit 5-6 Zimmern existieren praktisch nicht (egal zu welchem Preis). Insofern stecke ich nun einen Großteil des Depots mit einem Wert von knapp über 1 Mio € in ein illiquides Haus. Ob das finanziell Sinn macht, wird man erst in X Jahren sehen. Ich betrachte es als Konsumgegenstand mit gewissem Wertverlust, aber hier geht es nicht einzig und allein um finanzielle Optimierung. Es passt vom Lebensabschnitt her genau jetzt. Zwei kleine Kinder, Bedarf für Home-Office, selbe Nachbarschaft und daher dasselbe soziale Umfeld. Wenn nicht jetzt ein Haus, dann nie mehr. Darüber hinaus kann ich so neu anfangen, kleinere Beträge in Aktien zu stecken und Cost-Averaging zu betreiben.

Buchempfehlung an dieser Stelle: Einfach genial entscheiden im Falle einer Finanzkrise: Konstruktive Crashgedanken – Hartmut Walz schreibt unaufgeregt über Herausforderungen der Eurozone, darüber, was Crash-Propheten falsch machen, über den starken Einfluss von Zinsen auf Immobilien und viele andere interessante Dinge, die mir aktuell sehr helfen, mental aus dem Bärenmodus herauszufinden.

Darüber hinaus noch einige Blogs, die ich in den letzten Wochen entdeckt habe:

Aktien Halten und Hoffen

Eine Erkenntnis, für die ich 6 Jahre lang an der Börse sein musste, damit es endlich Klick gemacht hat: Eine Aktie halten bedeutet, sich in jedem Augenblick dafür zu entscheiden, erneut in die Aktie einzusteigen. Wenn man nur einen einzigen Augenblick betrachtet, sind Cash und die Aktienposition exakt dasselbe. Man ist derart krass auf seinen Einstiegskurs geankert, dass man das schnell vergisst.

Ein Trade läuft in die falsche Richtung und schnell stellt sich das Gefühl ein, dass man jetzt nur noch ohne Verlust raus will. Das ist emotionaler Stress. Die roten Zahlen helfen dabei auch nicht. Wenn man jedoch eine Momentaufnahme macht, könnte man auch folgenden tollen Trick anwenden: Position verkaufen und sofort wieder kaufen. Schwups, sind die roten Zahlen weg und es geht wieder bei 0 los. Das ist Halten. Halten bedeutet, dass man darauf wettet, dass der Kurs sich ab diesem Zeitpunkt erholt und nicht tiefer geht.

Die Kurserholung wird höher gewichtet als ein weiterer Absturz.

Leider ist das oft eine sehr emotionale Entscheidung. Klar kann man einen Dip auch mal „aussitzen“, allerdings darf man sich nichts vormachen: Es gibt keine unrealisierten Verluste. Verluste sind immer vorhanden. Wenn das Depot bei -10% steht, dann ist das ein realer Verlust.

Natürlich kann man nun darauf spekulieren, dass sich der Kurs erholt, beispielsweise, weil die Fundamentaldaten ja eigentlich stimmen müssten. Oft gibt es aber einen Grund für den Absturz und es stellt sich die Frage, ob das gewählte Vehikel immer noch das richtige ist. Es gibt keinen rationalen Grund, ein schlecht laufendes Vehikel weiterhin zu besitzen, wenn es noch mehr Potenzial für Abstürze gibt.

Man sollte das immer in Bezug auf das gesamte Portfolio betrachten. Es geht um die Gesamtperformance, nicht um die Performance der Einzeltitel. Wenn man das einmal kapiert hat, wirklich kapiert hat, dann sollte man auch ohne große Emotion einen Titel aus dem Depot werfen können, der fett im Minus hängt, wenn unklar ist, ob der sich jemals erholt.

Bzgl. Wirecard konnte ich gestern mehrfach lesen: „Jetzt ist es auch egal. Ich halte bis zum Totalverlust. Es kommt nicht mehr drauf an.“ – doch kommt es. 35€ ist immer noch ein Ausstiegspreis, der höher ist als 10€. Halten ist das Gleiche wie Verkaufen und sofort neu Kaufen. Es lohnt sich zu überlegen, ob man hier einfach auf den Einstiegspreis geankert ist oder ob man wirklich Aufwärtspotenzial sieht.

Umgekehrt funktioniert das natürlich genauso – eine gut gelaufene Aktie weiterhin zu halten bedeutet, dass man sich in jedem Augenblick dafür entscheidet, jetzt zu Verkaufen und neu zu Kaufen.

Was mich zum letzten Punkt bringt, der mir immer noch sehr schwer fällt: „Ich kaufe die Aktie (aktuell) nicht, weil sie schon so hoch ist“. Wie oft habe ich das schon gedacht. Rein emotional betrachtet halte ich lieber eine Aktie, die gut gelaufen ist als zum selben Zeitpunkt nachzukaufen. Warum? Wenn ich Halte, spekuliere ich auf weiteres Aufwärtspotenzial. Dann könnte ich auch nachkaufen, wenn ich sowieso Cash rumliegen habe, das ich investieren will.

(Ich vernachlässige in diesem Post Transaktionsgebühren und ggf. Cashflow-Einschränkungen durch Steuern sowie Depot-Gewichtungen – mir geht es um die emotionale Kompotente bei den Investments.)

Wirecard

Gestern habe ich mich mit einem Daytrade in Wirecard verzockt. Morgens noch mit 1.000 Stück bei 99,3€ rein und als die News kamen, schnell wieder raus bei 82,5€. Verlust in Höhe von 16.700€ (plus etwas von einem Call-Optionsschein), in Summe rund 20.500€ in 60 Minuten verbrannt – es hätte auch schlimmer kommen können. Immerhin: es hätte weitaus schlimmer kommen können, wenn ich nicht sofort reagiert hätte.

Was jedoch definitiv dumm war: Ich habe vor einigen Wochen schonmal überlegt, auf einen Strangle zu setzen. Man kauft dabei Puts und Calls gleichzeitig und spekuliert auf eine starke Kursbewegung. Im Idealfall macht die eine Seite 100% Verlust und die andere Seite dafür mehr als 100% Gewinn. Das hätte gestern wunderbar funktioniert, weil Wirecard über 65% abgerauscht ist. 500% wären dabei drin gewesen und das obwohl die ganzen Optionsscheine bereits eine hohe implizite Volatilität eingepreist hatten.

Warum habe ich das nicht gemacht? Weiß ich nicht. Weil ich dachte, es geht sowieso nach oben. Weil ich dachte, dass ich lieber Aktien nehme anstatt mich mit der absurd hohen impliziten Volatilität zu befassen. Weil ich Strike und Ablaufdatum vielleicht sowieso falsch gewählt hätte und ich am Ende so oder so im Minus gewesen wäre. Weil ich die Stimmen gelesen habe, von denen ich dachte, dass sie mehr Ahnung hätten als ich selbst und die Basher-Stimmen.

Profit wird dann gemacht, wenn man einem Szenario eine ganz andere Gewichtung/Wahrscheinlichkeit gibt als der Markt – und dann richtig liegt. Das hat im Fall von Wirecard für einige sehr gut funktioniert.

Positionen mit 7.600€ Gewinn geschlossen

Ich hatte die Position noch um DAX-Optionsscheine erweitert.

Gesamte Position war zwischendurch mit 10-15% im Minus. Ich habe mit einem etwas stärkeren Abfall gerechnet. Daher heute morgen mit leichtem Plus von +11,59% alles geschlossen.

Ich habe außerdem nun ein Depot bei InteractiveBrokers.com, was den Handel mit echten Optionen in den USA ermöglicht (und nicht nur mit Optionsscheinen). Das notiert in USD und vermutlich werde ich zukünftig die meisten Trades über dieses Depot laufen lassen, weil mir die standardisierten Optionen deutlich mehr zusagen.

Neue Put-Position eröffnet

Lange nix mehr gepostet. Ich hab hier und da kleinere Trades gemacht in den letzten Wochen und die meiste Zeit Geld verbrannt, aber nur Beträge, die ich verschmerzen kann. Dann bei Wirecard mit einer Long-Position eingestiegen. Auch hier eher schlechtes Timing erwiesen (gekauft @ 91,51€), wobei ich denke, dass Wirecard demnächst nochmal ziemlich hoch gehen wird. Mal sehen.

Der S&P500 bewegt sich seit Wochen im Grunde zwischen 2950 Punkten und 2770 Punkten. Letzte Woche hatte ich sogar Calls, die ich aber wegen einem starken Abverkauf mit Verlust geschlossen habe. Seitdem weiß ich auch, was der RSI-Indikator ist und nutze den zukünftig, um ein Gefühl zu bekommen, ob ein Wert oversold oder overbought ist.

Wie dem auch sei. S&P500 mit 3% im Plus, mal wieder wegen irgendwelche Impfstoff-Gerüchte, die eigentlich jede Woche 1x auftreten. Danach geht’s dann wieder abwärts, weil „Arbeitslosenzahlen“ oder sowas. Mittlerweile merke ich, dass die Überschriften immer dem Markt folgen und nicht anders herum. Vollkommen bekloppt.

Ich werde mich demnächst doch noch etwas in Technical Analysis einlesen. Auf der einen Seite halte ich das für Börsen-Astrologie. Auf der anderen Seite habe ich ehrlich gesagt schon immer versucht zu schauen, wie sich Charts in der Vergangenheit verhalten haben. Ich lese keine Bilanzen und jetzt schaue ich mal, was da so dran ist.

Gut möglich, dass es morgen noch ein grüner Tag wird und wir sogar den 3000 Punkten nahekommen. Ein Abverkauf diese Woche halte ich dennoch für wahrscheinlich. Bin nun mit einer 50.000€-Position aufgeteilt auf 3 Emittenten dabei, gekauft bei SPX @ ~2.951 und VIX @ 29,40.

Ich werde die Position vermutlich verdoppeln, falls SPX über 3.000 geht (und RSI oversold schreit). Exit-Preis bei etwa 2.820 Punkten, lege mich aber nicht strikt fest. Hängt davon ab, wieviele Tage diese Woche nur seitwärts verlaufen.

Außerdem nehme ich wieder Optionsscheine. Laufzeit 21.08.2020. Vor ein paar Wochen habe ich mit Knockouts herumexperimentiert. Ist mir psychologisch zu stressig und einer wurde sogar ausgeknockt, weil die Lufthansa nach einem saftig grünen Tag am nächsten Morgen nochmal sowas von fett nach oben ging und die Schwelle durchbrochen hat. Anschließend ging es bergab, so wie ich mir das eigentlich vorgestellt habe. Richtung korrekt, Instrument falsch.

S&P 500 Daily am 18.05.2020

Verlust realisiert: -117.480€

Ich habe gestern Abend gegen 21 Uhr Verluste in Höhe von 117.480€ realisiert:

Eingesetzt hatte ich 231.000€ (vom bisherigen Brutto-Gewinn von 746.000€). Die totalen Verlierer waren die VE*-Scheine, die bis 17.04.2020 laufen und ja, ich hätte die viel früher mit Stop-Loss verkaufen sollen. War dumm, die so lange zu halten. Folgende Lektionen gelernt:

  • Je näher das Ablaufdatum rückt, desto heftiger wird Theta. Das habe ich bisher unterschätzt. Theta ist bei einer Restlaufzeit von 60-90 Tagen verschmerzbar gering, aber wenn pro Woche 10-15% Verlust allein durch das Halten der Scheine entstehen, ist blöd.
  • Ich habe speziell die ersten beiden Scheine (VE*) zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt gekauft: Nahe dem Tiefpunkt des S&P500 bei ca. 2.200 Punkten mit deutlich höherer Impliziter Volatilität. Obwohl die Kurse gestern zwischenzeitlich mehr als -2% gerutscht sind, haben die Scheine Verlust gemacht, weil der VIX stark gefallen ist. Die beiden Scheine machen auch den Löwenanteil der Verluste aus.
Der S&P500 ist zum Tagesende zwar bei -1.5%, der VIX jedoch bei -8%, was den Preis aller Optionen/Optionsscheine heftig drückt
  • Der Schein JM82AU hat zwar noch genügend Restlaufzeit, aber gleiches Spiel hier: Gekauft, als die Implizite Volatilität deutlich höher war

Grundsätzlich denke ich, dass es mehr Gründe gibt, die für einen weiteren Abstieg des S&P500 sprechen als dagegen. Hauptgründe:

  • Corona-Problematik, fehlende Q1-Zahlen, unklar, ob und wie lang der Lockdown in den USA verlängert wird (und davon ist auszugehen).
  • Arbeitslosenzahlen noch nicht korrekt eingepreist.
  • Ölkrise, die derzeit in Deutschland eher wenig Schlagzeilen macht
  • Unternehmensanleihen werden heruntergestuft und gehen Richtung Junk-Bonds, was allerlei negative Konsequenzen mit sich bringt, die ich im Detail nicht kenne.

Mit Optionsscheinen wird aber u. a. (oder: vor allem) auf heftige Kursänderungen gewettet. Die heftigen Kursänderungen hatten wir und es ist gut möglich, dass durch die starken Interventionen der FED der Absturz sanfter und sich über Wochen strecken wird. Wenn der S&P500 jetzt über viele Tage immer nur um 1-2% fällt und zwischendurch an manchen Tagen auch nochmal etwas steigt, fällt die IV weiter ab und die Scheine bringen nicht mehr so viel oder machen sogar Verluste, obwohl die Richtung stimmt.

Gut sichtbar auch an meinem Musterdepot, mit dem ich die Performance verschiedener Optionsscheine und Knockouts miteinander vergleiche:

Musterdepot: Performance-Vergleich von Optionsscheinen vs. Knockouts

Die Optionsscheine sind alle vor allem wegen der stark gefallenen IV im Minus. Die Knockouts setzen hingegen fast ausschließlich auf die Kursbewegungen des S&P500 und sind alle im Plus. Je niedriger die KO-Schwelle, desto stärker der Gewinn.

Daher folgende Überlegung, wenn ich mit einer neuen Position einsteige. Von den ursprünglich geplanten 250.000€ sind nun 117.000€ weg, bleiben 133.000€ zum Zocken (der reale Verlust ist etwas geringer, weil die Verluste im Verlusttopf landen und steuerlich ausgeglichen werden).

  • Optionsscheine nicht ganz so weit aus dem Geld (max. 10%) und mit Laufzeit von 60-90 Tagen. Verkauf spätestens 30 Tage vor Ablauf bzw. sofort nach stärkerer Kursbewegung und Anstieg vom VIX.
  • Knockouts mit unterschiedlichen KO-Schwellen.
  • Stop-Loss auf alle Positionen und früher aussteigen. Ich werde das nach wie vor manuell machen, weil mir das mit Stop-Loss-Limits über den Broker zu unflexibel ist.
  • Evtl. bevorzugt nochmal Einzelpositionen anvisieren anstatt auf den breiten Index zu setzen.

Genaue Positionen überlege ich mir vermutlich morgen, so dass ich nächste Woche einsteigen kann.

Noch ein Rückblick bzgl. der Frage, ob alles nur Glück war: Die saftigen Gewinne der letzten Wochen waren insofern Glück, als dass der Absturz so schnell ging. Ich hatte auf die usprüngliche Annahme gewettet, dass die Q1-Zahlen schlecht ausfallen werden. Die haben wir ja immer noch nicht. Wenn der Absturz sehr langsam gekommen wäre und die Scheine kaum ins Plus gegangen wären, hätte ich vielleicht die Nerven verloren, da ich bis vor einigen Wochen ja noch komplett unerfahren gewesen bin.

Die Annahme, dass die Kurse definitiv den Bach runtergehen, betrachte ich nach wie vor nicht als „Glück gehabt“, sondern als seltenes Event, das man antizipieren konnte. Hier eine Grafik dazu, die ich am 1. März erstellt habe:

Zeitlicher Verlauf der Ereignisse gemessen am S&P500 bis 1. März 2020

Die Wuhan-Quarantäne wurde am 23. Januar verkündet. Der S&P500 erreichte trotz Apples Gewinnwarnung am 19. Februar sein Allzeithoch. Verkauft habe ich meine ETFs am 24.2. als der S&P500 bei etwa 3.250 Punkten war. In der Grafik ist der gesamte weitere Absturz zwischenzeitlich unter 2.200 Punkte noch gar nicht drin.

Aktuelle Positionen (-100.000€)

Der Vollständigkeit halber die aktuellen Positionen, die gestern Nachmittag über 100.000€ im Minus waren.

Ja, mein Timing für die VE*-Scheine war wirklich extrem schlecht. Der Schein, der bis zum 15.05. läuft, hat aber einen ganz guten Durchschnittspreis, auch wenn ich den gestern noch deutlich billiger bekommen hätte. Jetzt heißt es Abwarten. Nach einer fast grünen Woche trotz vieler schlechter News stellt man sich schon die Frage, ob News und Kursbewegungen eigentlich überhaupt zusammenhängen oder ob „Unlimited QE“ von der FED das Problem beseitigt hat. Ich glaub aber nicht dran, daher halte ich ja auch noch. Heute Morgen sind die Futures jedenfalls im Minus. Bin gespannt, ob wir jetzt wieder auf unter 2.200 Punkte runterrauschen.

Den BMW-Knockout hab ich so zum Spaß drin.

Ich habe außerdem testweise ein reines Musterdepot angelegt, um die Performance diverser Optionsscheine gegenüber Knockouts zu testen. Die KO-Schwellen liegen (von oben nach unten) bei 2.900, 2.704 und 2.650:

Musterdepot zum Vergleich von Optionsscheinen und Knockouts mit unterschiedlichen Laufzeiten, Strikes und KO-Schwellen

Ich hab einfach immer 10.000 Stück reingepackt anstatt den gleichen Betrag zu verwenden, weil mich nur die prozentuale Veränderung interessiert und nicht die absolute in Euro.

Update: Unschöne Nebeneffekte der Gelddruckmaschine

Nach dem Lockdown ist vor dem Lockdown

Ich hatte schonmal geschrieben, dass ein einziger Lockdown und das Prinzip von „Flatten the Curve“ nicht ausreichend sein werden. Mittlerweile habe ich zwei Artikel gefunden, die genau diese Vermutung bestätigen.

Einmal bei quarks.de: Darum ist die Corona-Pandemie nicht in wenigen Wochen vorbei

Die Methode kann es schaffen, die Überlastung der Intensivmedizin zu vermeiden – allerdings auch nur auf Zeit, solange die Maßnahmen aufrechterhalten werden. Sobald die Ausgangssperre endet, beginnt die Infektion von Neuem, denn ein wichtiger Faktor im Kampf gegen die Ausbreitung wurde nicht genutzt: Während der universellen Quarantäne haben die meisten Menschen keinerlei Immunität entwickelt. Sie können sich genauso wieder anstecken wie zum Zeitpunkt des ersten Ausbruchs. Der temporäre Lockdown schiebt das volle Ausmaß der Epidemie ebenfalls nur auf.
Der einzige Vorteil: Wir gewinnen Zeit für andere Lösungen.

Sobald die Grenzen wieder offen sind, die Menschen wieder ihre Häuser verlassen und der Kontakt sich erhöht, zerplatzt diese Strategie. Im Grunde müsste der völlige Lockdown weltweit und gleichzeitig ablaufen.

Die Forscher um Ferguson schlagen daher eine flexible Strategie vor, um die Situation in den Griff zu bekommen. Eine starke Kontaktreduzierung und die Schließung der Schulen und Universitäten würde daher über einen längeren Zeitraum immer wieder verhängt und aufgehoben.


Und hier bei theatlantic.com: How the Pandemic Will End

The third scenario is that the world plays a protracted game of whack-a-mole with the virus, stamping out outbreaks here and there until a vaccine can be produced. This is the best option, but also the longest and most complicated.

It’s likely, then, that the new coronavirus will be a lingering part of American life for at least a year, if not much longer. If the current round of social-distancing measures works, the pandemic may ebb enough for things to return to a semblance of normalcy. Offices could fill and bars could bustle. Schools could reopen and friends could reunite. But as the status quo returns, so too will the virus. This doesn’t mean that society must be on continuous lockdown until 2022. But “we need to be prepared to do multiple periods of social distancing,” says Stephen Kissler of Harvard.


Ich bin jedenfalls dabei, Pläne für eine Veranstaltung im Herbst zu überdenken. Grobe Rechnung und Prognose: Lockdown in Deutschland bis Ende April, dann nur einfache hygienische Maßnahmen, Besuchsverbote in Altersheimen, ggf. der Versuch, Kontakte zu reduzieren. Erneute Kontaktsperre dann möglicherweise im Juli und August. Großveranstaltungen wird es erst in einem Jahr wieder geben. Die Hoffnung bleibt weiterhin, dass es entweder externe Umstände gibt, die das Virus beseitigen oder wir schneller zu neuen Informationen kommen, was wir tun können (Medikamente, Ausbau von Krankenhäusern usw.).

Aktueller Stand: Puts -41%

Bei den letzten Gewinnen habe ich nicht nur von den fallenden Kursen, sondern auch von einer stark ansteigenden Impliziten Volatilität (IV) profitiert. Bemerkenswert ist vor allem der Schein mit der WKN VE9DZF, den ich offenbar zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt gekauft habe. Obwohl der S&P500 zwischenzeitlich sogar unter 2.200 Punkte gefallen ist, hat der Schein fast kein Plus gemacht, weil der Absturz nicht schnell genug und die IV gleichzeitig runter ging.

Verlust, wenn ich jetzt verkaufen würde

Ebenfalls bemerkenswert ist der Schein JM82AU, den ich gestern Nachmittag gekauft habe. Obwohl der S&P500 nach dem Kauf weiter gestiegen ist, ist auch der Optionsschein gestiegen, weil die IV wieder zugenommen hat (beobachten kann man die IV mit dem VIX-Index).

D. h. unterm Strich: Der Schein VE9DZF wird bestenfalls eine Nullnummer. Evtl. muss ich ihn auch mit Verlust verkaufen. Die Verluste habe ich noch nicht realisiert.


Als Buy & Hold-Anleger wäre ich nun trotzdem sehr vorsichtig. Zum einen würde ich nicht dann kaufen, nachdem die Kurse an einem Tag +10% gemacht haben. Zum anderen tippe ich darauf, dass das keine echte Erholung ist, sondern ein Bounce und der nächste Absturz kurz vor der Tür steht.

Die Hauptfrage für mich ist: Geht es jetzt wieder steil nach unten oder fängt jetzt der Bärenmarkt-typische langsame Abwärtstrend an. Kaum noch Volatilität, geringes Volumen und jeden Tag -1% oder so, bis irgendwann der Boden erreicht ist. Das drückt den Preis sämtlicher Optionsscheine durch den Abfall der Volatilität und sowohl Spekulanten als auch langfristige Anleger bluten langsam aus. Schön beschrieben hat das einer auf Reddit:

Ok boys, class time – in every bear market, there’s the drop as everyone rushes to the exits as the future suddenly looks uncertain. A nuclear bomb going off in a sudden flash.
There is then the rally when everyone thinks we have to have priced in this risk, those in power are going to handle this thing and everything will return to normal. This is the culmination of the “buy the dip” wisdom and is like air rushing in after the nuclear bomb detonates.
What everyone who wasn’t a part of ‘08 or have recently come to WSB from r/all needs to understand is that bear markets have a third phase, one which destroys everyone equally- the long, drawn out bleeding. This part lasts the longest and makes everyone miserable. Bulls because the dip becomes the chasm becomes the crack to the core. Bears because volatility dies down as the lifeless corpse stops twitching as violently. This is when people decide that the rally will never come again. News anchors will start talking about “fundamental shifts in how the market is being valued.” This is radiation from the blast, come to slowly drain the life from everything it touches.
TL;DR: bears, wait a day or two and when the rally starts fading, buy longer and lower dated puts. Bulls, enjoy your last glimpses of the sun before nuclear winter sets in.

Aktien nachkaufen werde ich jedenfalls noch nicht. Evtl. lege ich bei den Optionsscheinen nochmal nach, wenn die IV stark abfällt und der Preis deutlich runter geht und vor allem auch die Spreads. Gestern habe ich einen Spread von 60% beobachtet. Absurd.

„Wir armen Bänker müssen auch unser Geld verdienen“

Was hat sich denn geändert? Die USA geben bekannt, dass sie ihre Einschränkungsmaßnahmen schon bald wieder aufheben werden. Die Modelle, die ich bisher angeschaut habe, zeigen jedoch, dass das ein Fehler ist. Halbgare Maßnahmen zur Einschränkung der Verbreitung gehen schnell nach hinten los und die Wirtschaft leidet mittelfristig länger darunter als wenn man für 4-6 Wochen hart durchgreift.

Und: Anträge auf Arbeitslosenhilfe in Kalifornien innerhalb einer Woche +4000% vs. brrr.money

Noch ein Fund: Wirtschaftshilfen ersticken in Bürokratie, kommen deswegen nicht an oder sind völlig unnütz, wenn Unternehmen die Kredite niemals wieder reinholen können.

Wie geht’s weiter von hier?

Kurz vorab: Ich bin weit entfernt davon ein Börsen-Profi zu sein. Das ist eine Mischung von dem, was ich in den letzten Tagen gelesen habe und was ich mir selbst überlegt habe. Ganz offensichtlich bin ich ein schlechter Day-Trader, da mein Timing alles andere als pefekt ist. Die täglichen Swings verpasse ich oder steige zum falschen Zeitpunkt ein oder aus. Meine Put-Optionsscheine von gestern haben durch stark abfallende Implizite Volatilität (IV Crush) ziemlich gelitten und sind aktuell bei knapp -40%. Falls es zu wieder zu einer Freitag-Abend-Rally kommt (wie die Freitage der letzten 5 Wochen), geht es weiter bergab.

Ich hätte aber keine Put-Optionsscheine, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass der Boden noch nicht erreicht ist und ich werde heute Abend nachkaufen, sofern es zu einer Rally kommt. Gut möglich, dass es von hier an noch weiter nach oben geht. Vielleicht sehen wir sogar nochmal die $270 beim SPY.

Aber: Was hat sich denn geändert?

  • Haben wir das Virus besiegt? Nein.
  • Haben wir mehr Gewissheit als vor einigen Tagen, als der SPY bei $229 lag? Nein.
  • Wir wissen zumindest, dass Quarantänemaßnahmen helfen. Wissen wir zu welchem Preis? Nein. Wenn wir das wüssten, hätten wir den Boden erreicht. Es dreht sich hier um die Frage, wie groß der wirtschaftliche Schaden durch das Virus und/oder die Quarantänemaßnahmen wirklich ist.
  • Wurden all diese Szenarien eingepreist? Das ist der Knackpunkt. Aus meiner Sicht nicht.
  • Haben die Märkte vielleicht sogar übertrieben und mit den ersten verlässlichen Q1-Zahlen geht es bergauf, weil der Schaden gar nicht so schlimm ist? Eine Möglichkeit. Hätte zur Folge, dass wir tatsächlich eine sprunghafte Erholung sehen. Ich gehe nicht davon aus.
  • Die FDA hat diese Woche erneut betont, dass ein Impfstoff mindestens noch ein Jahr dauert.

Was sind die großen Unbekannten?

  • Echte Q1-Zahlen
  • Anzahl Firmen, die insolvent gehen, weil sie keine Rücklagen haben und ein Bailout nicht möglich ist
  • Anzahl Arbeitslose (und das sieht den ersten Prognosen nach in den USA gar nicht gut aus)
  • Dauer der Quarantänemaßnahmen – denn was passiert denn nach zwei Monaten Quarantäne? Ich habe dazu schonmal was geschrieben. Selbst wenn wir von einer Dunkelziffer von 2-3 Millionen Deutschen ausgehen, die infiziert und danach immun sind, was ist mit den restlichen 77 Millionen? Die logische Konsequenz müsste eigentlich sein, dass wir einen zweiten Lockdown im Herbst benötigen, sobald die Fallzahlen wieder steigen

Es gibt natürlich auch positive Unbekannte:

  • Virus verschwindet plötzlich durch externe Umstände
  • Mutationen führen dazu, dass das Virus deutlich harmloser wird
  • Zwar kein Impfstoff, aber Medikamente oder physische Geräte, die Symptome bekämpfen und die Mortalitätsrate erheblich reduzieren
  • Quarantänemaßnahmen dämmen die Verbreitung ein und es kommt aus irgendwelchen Gründen nicht zu erneuten Infektionen
  • Alle, die verkaufen wollten, haben verkauft. Der Rest hält alle Anteile, so dass es zu keinen (panikartigen) Abverkäufen mehr kommt, was die Preise stabilisiert und die Bodenfindung einfacher macht

Was ist nun eingepreist? Das muss jeder für sich selbst beantworten. Ich kann das für mich so beantworten: Der Boden ist nicht erreicht, daher halte ich weiterhin Put-Optionsscheine. Wann ich aussteige, ist noch nicht ganz klar. Grobes Ziel: SPY bei $220. Hängt aber davon ab, wie volatil die nächsten 4 Wochen werden. Meine Scheine laufen bis Mitte April. Vielleicht verkaufe ich Anfang April aber auch und hole neue Scheine, die bis Mitte Mai oder Juni laufen.

Edit: Ich bleibe erstmal auf die USA fokussiert. Der DAX hat schon stärker gelitten und ich kann mir vorstellen, dass wir hier noch eine Weile zwischen 8.400 und 9.100 Punkten hin und her dümpeln. Ich kann auch ganz falsch liegen. Ist mir aber zu riskant, fühlt sich riskanter an als eine Wette auf den S&P500.