Corona-Entwicklung, Faktor ist 1,305 pro Tag

Kurzer Zwischenstand zur Corona-Entwicklung und meinem simplen Prognosemodell. Glücklicherweise ist der Faktor 1,33 pro Tag, den ich bisher verwendet habe, etwas zu hoch. Hinten raus macht das einen deutlichen Unterschied. Der Faktor liegt derzeit bei 1,305 pro Tag. Interessanterweise sind wir damit derzeit leider schlechter dran als Italien, allerdings waren dort die Zahlen deutlich konzentrierter. Ich habe jedenfalls noch von keinen Krankenhaus-Überlastungen in Deutschland gehört.

Entwicklung der Corona-Fallzahlen, Stand 19.03.2020

Darüber hinaus nochmal Puts gekauft. 75.000 Stück von dem hier: DE000VE9DZF9 mit Einstandskurs von 1,27€. Falls es heute weiter steigt, kaufe ich noch nach.

Der DAX schwurbelt gerade bei -39% vom Allzeithoch herum. Sehe nicht, warum der S&P500 nicht auch noch auf 2.100 Punkte fallen sollte (-38% vom Allzeithoch).

83.000€ Gewinn mitgenommen

Gestern ging der S&P500 schon hoch und runter wie blöd. Donny Pump versucht mit seinen jetzt täglichen Pressekonferenzen echt alles. Gestern hab ich gehalten, was nicht optimal war. Heute hab ich verkauft und warte jetzt die Pressekonferenz um 16:30 Uhr ab. Kein perfektes Timing, aber +103% für die SPY-Puts, die ich letzten Freitag gekauft habe.

Falls Trump wieder die Märkte pumpt, steig ich wieder ein.

Falls sie absaufen, kann ich mich dann ärgern 😉

Aktien nicht verkaufen, um Steuern zu sparen?

In diversen Finanzblogs lese ich in den Kommentaren immer wieder: „Ich verkaufe nicht, weil sonst so viele Steuern anfallen“. Verstehe die Logik dahinter nicht. Wenn ich eine Aktie bei 100€ gekauft habe, die auf 200€ hochgestiegen ist und ich davon ausgehe, dass sie demnächst fällt, dann sieht die Steuer aus meiner Sicht so aus:

100€ Gewinn zu versteuern. Kapitalertragssteuer plus Soli macht 26,375%. Wenn ich verkaufe, erhalte ich also 173€ pro Aktie auf mein Verrechnungskonto.

Wenn der Kurs dann beispielsweise auf 150€ fällt und ich neu einsteige, zahle ich zwar pro Anteil mehr als beim ersten Kauf, setze aber auch den Gewinnzähler und damit zukünftige Steuern auf 0 zurück. Beim nächsten Verkauf (und ein Verkauf steht früher oder später an) ist meine neue Basis dann 150€. Steigt die Aktie wieder auf 200€ und ich verkaufe dann, sieht es so aus:

50€ Gewinn – 26,375% = 36,81€. Ich erhalte also ~187€ zurück.

Hätte ich meine initiale Position gehalten und dann verkauft, wäre ich bei den oben genannten 173€ pro Aktie angekommen.

Ich hab also durch den Verkauf und den neuen Einstieg zum 150€-Kurs am Ende 15€ pro Aktie mehr als wenn ich nicht verkauft hätte. Unterm Strich lohnt sich ein Verkauf immer, sofern ich sicher bin, dass die Kurse sinken.

Was übersehe ich hier?

War alles nur Glück?

Auf die Frage im Blog des geschätzten Finanzwesirs an mich:

Aber denkst du nicht, dass da eine gehörige Portion Glück dabei war? Vor allem bei dem Leerverkauf. Wieviele kritsche Situationen haben wir in den letzten Jahren schon gesehen, die ein ähnliches Potential für Markteinbrücke hätten liefern können?

Danke und gute Frage. War Glück dabei? Schwer zu sagen. Ich hab seit Anfang Januar die Kurse relativ viel beobachtet, weil es mich interessiert hat. Die gingen alle nach oben. Fast täglich hier und da ein ganzes Prozent (z. B. Apple), kaum Rücksetzer. Apples Marktkapitalisierung ist innerhalb weniger Monate von 1 Billion auf 1,4 Billion gewachsen. Dann die Quarantäne in Hubei, bereits Meldungen über Hundertmillionen Chinesen, die nicht arbeiten können und trotzdem steigen die Aktien zu neuen Allzeithochs auf.

Dann Apples Gewinnwarnung und der erste kleine Rücksetzer. Meine anfängliche Wette war ja erstmal nur: Wenn Apple weniger Umsatz macht durch Corona in China, dann auch andere. Daher hab ich verkauft. Gerechnet habe ich mit einem Rücksetzer von ca. 20-25% maximal. Diese Annahme empfand ich als sehr risikoarm, selbst wenn das Virus in China eingeschlossen hätte werden können. Bevor es hier zu nennenswerten Infektionszahlen kam, haben auch schon einige DAX-Unternehmen Gewinneinbußen von 20-25% für das Quartal ausgesprochen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass da irgendwas eingepreist gewesen ist und darauf gesetzt.

Dass uns die Scheiße auch hier um die Ohren fliegt, habe ich erst gar nicht angenommen. Wenn ich so überzeugt gewesen wäre, dass es auch hierzulande zu Quarantänemaßnahmen gekommen wäre, hätte ich die initiale Position zwischendurch gar nicht geschlossen. Die wäre Stand jetzt übrigens bei +1,5 Mio€.

Wieviele kritsche Situationen haben wir in den letzten Jahren schon gesehen, die ein ähnliches Potential für Markteinbrücke hätten liefern können?

Ja richtig und ich hab bisher auch nie spekuliert. Aber diese Situation hab ich als anders empfunden. Ich hatte das Gefühl, dass hier der Markt kein bisschen auf China reagiert hat. Gegenfrage: Was glaubst du denn, wie das hätte anders laufen können, selbst wenn China das Virus allein in den Griff hätte bekommen können? Gewinneinbußen und gesenktes Wachstum waren zu dem Zeitpunkt ja trotzdem klar und aus meiner Sicht nicht mit Allzeithochs vereinbar (außer natürlich, dass man annimmt, dass alle Aktien deutlich unterbewertet sind).

Hätte man das wirklich wissen können oder sogar müssen?

30%? Nein, das wusste niemand. 10-20%? Die Annahme habe ich jedenfalls getroffen.

Angenommen, der Markt wäre in die Gegenrichtung gelaufen. Dann wären 150t weg gewesen plus 50t Opportunitätskosten an entgangenen Kursgewinnen. Ein herber Rückschlag.

Der Vollständigkeit halber: Initial habe ich 66.000€ eingesetzt, weil ich angenommen habe: Wenn der Markt um 10-15% nachgibt, spare ich diesen Verlust und kann ihn im Zweifelsfall verballern. Wenn die Märkte drehen, habe ich Opportunitätskosten und stärkere Verluste als wenn ich nicht verkauft hätte. Ich hab die Position dann nach und nach ausgebaut. Die Frage ist: Was ist einem diese Annahme wert? Für mich war die Sache recht eindeutig, für viele andere offenbar nicht, sonst hätten sie auch verkauft. War das nun Glück?

Die noch viel spannendere Frage: Die meisten EU-Börsen sind richtig abgesoffen. Der DAX ist bei fast -40% vom Allzeithoch. Der S&P500 „erst“ bei sowas wie -28% (Stand jetzt) bzw. waren Freitag Abend bei -20%. Die USA sind noch nicht so stark betroffen wie Italien oder Spanien. Wird auch der S&P500 weiter runtergehen und lohnt es sich immer noch zu verkaufen, wenn man vor allem US-orientiert aufgestellt ist oder nicht? Ich warte mit Aktienkäufen jedenfalls erstmal noch ab, selbst wenn ich ggf. die ersten 10% vom Aufstieg verpasse.

Noch ein letzter Punkt: Leerverkäufe = Aktien von anderen leihen, um auf fallende Kurse zu setzen = „Shorting“ = mehr als 100% Verlust möglich. Put-Optionen oder Put-Optionsscheine = Recht darauf, seine Aktien für einen bestimmten Preis zu verkaufen = maximaler Verlust 100%.

DAX-Put verkauft – 16.000€ übers Wochenende mitgenommen

Wieder -10% (Korrektur: etwas weniger, hab auf Futures geschaut) auf den DAX und die Gewinne direkt mitgenommen. +83% oder 16.000€ (11.800€ netto) übers Wochenende gemacht. Kurzzeitige Prognose: Geht heute im Laufe des Tages hoch. Wenn ich eines mittlerweile oft genug beobachtet habe: Wenn der DAX morgens tief rot ist, ist das meist eine übertriebene Reaktion.

Schlau wäre jetzt wohl noch Call-Optionsscheine auf Lufthansa, da die total abgeschmiert sind und vermutlich heute wieder ordentlich hoch gehen werden. Aber das ist mir zu riskant. Bin ja kein Day-Trader 😜

Der DAX ist nun bei etwa -37% vom Allzeithoch.

Update 15:00 Uhr: Klar, zu früh verkauft. Zum Glück keine Calls auf Lufthansa, lol. Naja, perfektes Timing kriegt wohl keiner hin. Die SPY-Puts lasse ich jetzt laufen.

Corona-Entwicklung, Flatten the Curve, Prognose

Die aktuelle Entwicklung passt ziemlich genau auf den Durchschnittsfaktor von 1,33. Daher hab ich vor einigen Tagen mein Modell etwas angepasst. Das sieht nun so aus:

Vor zwei Tagen habe ich einen Tweet verlinkt, bei dem bei sofortigen Maßnahmen davon ausgegangen wird, dass der Höhepunkt nach zwei Wochen mit einem Faktor von 29 (auf aktuelle offizielle Zahlen) erreicht wird. Angenommen, Schulschließungen ab Montag sind eine solche effektive Maßnahme, dann ist der Höhepunkt in zwei Wochen erreicht. Je nach Modell haben wir dann etwa 118.000 Fälle (Zahlen vom 14.3. * 29) in Deutschland.

Nun stellt sich weiterhin die Frage: Wie lange geht denn ein Lockdown – also wenn außerdem noch Restaurants usw. geschlossen werden, wie das in Italien und Spanien nun der Fall ist? Das weiß wahrscheinlich keiner so genau. 1 Monat ist realistisch, vielleicht sogar länger.

Angenommen:

  • die Zahlen werden ab 26.3. rückläufig
  • am Ende haben wir 200.000 offizielle Fälle (geraten – wobei die Frage ist, ob wir so lange testen werden)
  • die Dunkelziffer ist 12x so hoch

Dann haben wir nach dem Lockdown 2,4 Mio Immunisierte. Das ist gut. Gehen wir mal von einer sehr optimistischen Todesrate von 0,5% aus (sehr lesenswert dazu, hier), haben wir 12.000 Todesfälle. Wie geht es dann weiter? Das reicht noch nicht für eine Herdenimmunisierung, reduziert aber R0 bereits etwas. Sofern es keine externen Kräfte gibt, die das Virus erledigen (Wetter, Temperatur), müsste es zu neuen Infektionen kommen, die eigentlich einen erneuten Lockdown erfordern. Das müsste wiederholt werden, bis 50-60% der Deutschen durch sind, so dass wir eine brauchbare Herdenimmunisierung haben und R0 auf Niveau von Influenza runtergeht. Wohlgemerkt: Das sind alles relativ naive Back-of-the-Napkin-Berechnungen. Ich bin kein Arzt oder Epidemiologe.

Weitere Überlegung: Wenn sich das Virus ganz ungebremst weiter ausbreitet und die Infektionsrate von 1,33 pro Tag erhalten bleibt, dann wären Mitte April alle 83 Millionen Deutschen infiziert. Ich weiß, das ist eine naive Rechnung, weil R0 dabei sicherlich sinkt. Mir geht es aber um was anderes: Die Dauer von den ersten Fällen bis zur Komplett-Infektion aller Einwohner sind sowas wie 3 Monate.

Ein Impfstoff dauert ja mindestens ein Jahr. Möglicherweise gibt es aber andere Hilfsmittel, die schneller auf den Markt kommen könnten. Vielleicht lässt sich auch die Produktion von benötigtem medizinischen Gerät steigern und Krankenhäuser ausbauen. Aber: Wenn der Lockdown aufgehoben wird und es zu einem erneuten Anstieg der Fälle kommt, dann dauert es ja wieder nur 3 Monate, bis alle Menschen in Deutschland infiziert sind. Lass es 5 Monate sein, um diverse Schwankungen und Immunisierungen der ersten Welle einzubeziehen.

Insofern: „Flatten the Curve“, ja unbedingt, aber was sich die Regierungen dieser Länder vor allem fragen werden: Wie hoch ist der wirtschaftliche Schaden durch mehrere Lockdowns vs. das Virus ungebremst weitermachen lassen, was ja in UK recht offen diskutiert wird?

Bullen vs. Bären

Bullen:

  • 80% haben eine leichte Erkältung
  • Weniger Todesfälle als bei der Grippe
  • Wir haben ein gut funktionierendes Gesundheitssystem
  • Keine Panik, zu viel Hysterie
  • Wir ergreifen sinnvolle Maßnahmen, die ihren Preis haben, aber sich auszahlen werden
  • Baldige Erholung sehr wahrscheinlich

Bären:

  • 20% müssen ins Krankenhaus
  • Mortalitätsrate 10x so hoch wie bei der Grippe
  • Krankenhäuser sind zu schlecht ausgestattet und liefen schon vor Corona bei 99% Kapazität
  • Quarantäne verzögert die Ausbreitung, aber letztendlich kriegen wir alle das Virus. Was passiert denn nach der Quarantäne? Erneute Quarantäne? Selbst wenn sich 100.000 in der ersten Welle anstecken, dann sind nur diese 100.000 immunisiert. Was ist mit den restlichen 79 Millionen Deutschen?
  • So wie in italienischen Krankenhäusern sieht es hier bald überall aus
  • Ärzte werden zu sehr schweren Entscheidungen gezwungen. Sie müssen entscheiden, wer lebt und wer stirbt (und zwar primär nach Alter und Vorerkrankungen). Bitter.

Ultra-Pessimisten:

  • Nach der Finanzkrise 2008 hat sich nichts geändert. Statt faule Housing-Mortage-Deals werden nun Unternehmensanleihen zwischen den Banken hin und her geschoben.
  • Zu viel Geld wird in das System gepumpt (FED Repo 1,5 Billionen in 3 Tagen)
  • Nur eine Frage der Zeit, bis uns das gesamte System um die Ohren fliegt

Daher die Volatilität. Mehrere Sichtweisen, die aufeinandertreffen und was nun Realität ist, kann derzeit keiner sagen. Die Frage ist: Welche Wetten geht man ein? (Und auch Nachkaufen bei einer Buy & Hold-Strategie ist eine Wette.)

Neue Puts

Wow, was für eine Rally beim S&P500. Heute Nachmittag hatte ich kurz Zweifel und FOMO, ob hier alles doch sofort noch mehr abschmiert. Der DAX erst auf 10.000 Punkte hoch, dann wieder auf ~9.100 runter. Nun die DAX Futures auf 9.700 hoch. Sind mal eben 10% rauf und runter an einem Tag. Surreal. Normalerweise hat der DAX eher Bewegungen um die 0,3% oder sowas.

Ich hab gehadert, ob ich heute wirklich nachlegen soll, denn mir ist folgender Gedanke gekommen:

Ja, es wird in den nächsten Wochen alles sehr viel schwieriger und unangenehmer. Wir beginnen gerade erst mit der Isolation, Schließung der Schulen und so weiter. Aber: Wir wissen auch, dass Einschränkungen helfen. Wir wissen, dass diese Maßnahmen einen Preis haben. Mit einschränkenden Maßnahmen ist die Zahl der Infektionen und Todesfälle kontrollierbar und vermutlich geringer als die Grippe (nein, Corona ist nicht so wie die Grippe).

Die eigentliche Frage ist nun: Was kosten die Containment Measures und sind diese bereits eingepreist? Die Aktienpreise sind schon deutlich gefallen. Der Weg nach vorne ist klar, wenn auch holprig. Gut möglich, dass wir den Boden gefunden haben und es jetzt für eine Weile noch etwas hoch und runter geht, aber das Thema für die Börse erstmal erledigt ist.

Panik an den Börsen könnte die Kurse weiter nach unten drücken, aber die Frage ist, ob es überhaupt zur Panik kommt, nachdem die größte Angst jetzt vielleicht schon überwunden ist.

Was uns trotzdem noch fehlt: Tatsächliche Zahlen. Quartalszahlen für Q1 2020, Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft. Völlig unklar sind außerdem noch Effekte, die bisher garantiert nicht eingepreist sind: Insolvenz, Arbeitslosigkeit. Das muss nicht kommen, könnte aber.

Beim DAX bin ich mir unsicher. Wir sind bei ziemlich genau -30% vom Allzeithoch. Der S&P500 hat mit seiner Rally heute Abend den Stand von -20% vom Allzeithoch erreicht.

Auf der einen Seite haben die Amis deutlich mehr finanzielle Möglichkeiten als wir. Auf der anderen Seite ist deren Gesundheitssystem echt abgefuckt (zumindest für die ärmeren 50 Millionen Amerikaner) und sofern die jetzt wirklich am Wochende erheblich mehr testen, werden dort die Fallzahlen explodieren.

Ich hab daher Puts nachgekauft, auch wenn sich das jetzt deutlich mehr nach Wette anfühlt als der initiale Kauf von vor drei Wochen. Da war die Sache für mich klar. Jetzt ist es nicht mehr so klar. Aktuelle Positionen:

Aktuelle Put-Optionen, Einstandswert knapp 100.000€

Rückwirkend ist der Verkauf von gestern genau richtig gewesen. Timing nicht perfekt. Ich hätte etwas später nochmal 150.000€ mehr mitnehmen können. Auf der anderen Seite wären es zum jetzigen Zeitpunkt 150.000€ weniger gewesen. Insofern: Passt schon.

Corona-Virus: Realzahlen und Shutdown-Zahlen

Gestern diesen Tweet gesehen:

So sieht das für Deutschland aus:

AktuellRealIn 2 Wochen
Deutschland2.80033.60081.200
NRW1.05012.60030.450
Bayern5006.00014.500
Fallzahlen offiziell – real – in zwei Wochen bei heutigem Shutdown

NRW ist unser italienähnlicher Hotspot. Wer in NRW wohnt, sollte sich echt an das empfohlene Social Distancing halten. Ich hoffe, die bereiten ihre Krankenhäuser vor.

DAX ist heute grün, SPY und andere EU-Indizes ebenso. Vielleicht nochmal ein Anstieg zur Mittagszeit, je nachdem, was offiziell an Hilfspaketen angekündigt wird. Ich werde dann vermutlich weitere Put-Positionen aufbauen. Der Boden ist noch nicht erreicht. Wir sind schon tief gefallen, aber richtig Kacke wird es erst, wenn jeder spürt, dass der Alltag wirklich eingeschränkt ist und die Produktivität vieler Firmen leidet.

Depot liquidiert – 591.950€ Gewinn mitgenommen

Gestern Abend noch überlegt, was meine Zahl ist. 1 Mio Euro auf dem Konto wären nett, lieber etwas mehr, weil ich als Selbstständiger noch Steuern für 2018 und 2019 zahlen muss. Das würde ich erreichen, wenn mein Depot insgesamt 280% zulegt (bzw. 440.000€ brutto).

Heute dann: -10% auf den DAX und S&P500 erneut mit 15-minütiger Trading-Pause, da -7% Limit unterschritten wurde. Verrückte Scheiße. Bei dem DAX-Einbruch um die Mittagszeit wurden für eine halbe Stunde keine Kauf- und Verkaufskurse gestellt seitens des Emittenten. Kurz gezweifelt, ob ich die Optionsscheine überhaupt wieder loswerde. Nach Trading-Fortsetzung in den USA wurden zum Glück auch hier wieder Kurse gestellt.

DAX am 12.03.2020

Das ist in etwa der Stand, an dem ich ausgestiegen bin (getrackt via Musterdepot):

Da man 150.000 Optionsscheine, die plötzlich 5x so viel wert sind wie zum Zeitpunkt des Einkaufs, nicht auf einen Schlag losbekommt, muss man den Kram stückchenweise zurückverkaufen. Gemacht via Direktverkauf (OTC) zu 20.000 Stück-Häppchen. Da die Kurse ziemlich geschwankt haben beim Verkauf in Tranchen, ist der tatsächliche Ausstiegskurs etwas niedriger (Mittelwert). Der reale Gewinn sieht so aus:

Gewinn real

Bilanz

Ich war bisher seit ca. 2014 Buy & Hold-Anleger und hatte aus Gründen der Einfachheit nahezu alles im MSCI ACWI investiert (IE00B44Z5B48). Das waren rund 400.000€. Ich habe am Montag, den 24.2. mein Depot fast vollständig liquidiert und habe, wie in früheren Posts beschrieben, Put-Optionsscheine gekauft. Ergebnis nach knapp 3 Wochen:

  • Buchverlust von über 100.000€ verhindert (ACWI über 25% im Minus vom Allzeithoch)
  • 1. Gewinn von 55.000€ eingefahren
  • 2. Gewinn von 591.000€ eingefahren. Macht 646.000€ insgesamt oder 475.000€ netto.

Aktueller Kontostand: etwas über 1,2 Mio €

Hätte hätte Fahrradkette – hätte ich nicht die 1. Gewinnmitnahme zu einem schlechten Zeitpunkt gemacht, hätte das Depot so ausgesehen. Aus masochistischen Gründen tracke ich das weiterhin:

Aber Gewinne sind Gewinne und schlechtes Timing gehört halt zum Spiel.

Wie geht’s weiter? Mal sehen. Ich glaube nicht, dass der Boden erreicht ist. Insbesondere nicht beim S&P500. Aber auf einen derart roten Tag folgt meist ein kleiner Rebound. Vielleicht steige ich Freitag Abend beim Trump-Pump nochmal mit 100.000€ auf S&P500-Optionsscheine ein. Das hängt davon ab, was der VIX macht und wie teuer das alles ist.

Fun Facts & philosophisches Gesabbel

Ist das nicht total Kacke, in so einer Krise Geld zu verdienen von wegen Moral und so? Nö, hab damit kein Problem. Ich betrachte das als Kurskorrektur, die seit langem überfällig war. Ich finde schlechte News wirklich nicht toll und die Corona-Ausbreitung macht mir Sorgen. Aber Corona ist nur der Auslöser dafür, dass wir zu normalen Kursen zurückfinden.

Was kauf ich mir nun von 1 Million? Nix. Ich brauch nichts. Wir wohnen zur Miete und sind mit der jetzigen Situation sehr zufrieden. Kindergarten in Laufnähe, viele Nachbarskinder, so dass unsere zwei Kleinen mit denen fast täglich gemeinsam auf der Straße spielen können. Ja, ich find das Tesla Model S geil, aber das steht an 6 von 7 Tagen blöd rum, weil ich fast nur mit dem E-Bike rumfahre. In 3-4 Jahren vielleicht, wenn die Kinder größer sind, keine blöden Riesenkindersitze mehr brauchen und unser jetziges Auto den Geist aufgibt. Vielleicht mal irgendwann ein Haus, wenn es sich ergibt, aber das ist derzeit unwichtig.

Was mir wichtiger ist: Zeitliche Freiheit. Ich hab sowieso schon den für mich besten Job (ich entwickle und verkaufe eigene Apps), weiß aber, dass das auch mal ganz schnell den Bach runtergehen kann. Ich nutze das Geld als Polster, damit ich auf keinen neuen Job angewiesen bin.

Buy & Hold oder doch nicht? Was ich die letzten 3 Wochen erlebt habe, bringt so einige Glaubenssätze ins Wanken. Ja, man kann den Markt nicht wirklich timen. Den -20%-Rutsch Ende 2018 hab ich nicht kommen sehen. Nur diesmal war es anders. Da startet eine Seuche in China und die Märkte klettern immer weiter hoch. Dann Quarantäne, die Hundertmillionen Chinesen betrifft. Da kommt man schon ins Grübeln, ob die Märkte wirklich so effizient sind. Antwort: Sind sie nicht. Langfristig ja, aber kurzfristig gibt es Übertreibungen in alle Richtungen.

Eine Alternative zur EMH (Efficient-Market-Hypothesis) ist die AMH (Adaptive-Market-Hypothesis). Scheint mir plausibler.

Die Grundsätze von Buy & Hold stimmen aus meiner Sicht. Ich kann nicht sagen, ob die Märkte noch weiter runterrauschen oder sich jetzt sofort sehr stark erholen. Ich tippe dennoch auf Ersteres. Aber einmalige Gelegenheiten wie diese muss man wahrnehmen. Blindes Vertrauen in die Märkte ist auch nicht so toll, weil man dann Chancen wie diese übersieht.

Natürlich kann ich mich über diesen Rücksetzer auch freuen. Aktien sind nun im Sonderangebot zu haben und Nachkäufe oder ein Einstieg jetzt ist so, als hätte man vor 5 Jahren angefangen. Im Umkehrschluss bedeutet es aber auch: Wenn ich mir in den letzten 5 Jahren Gedanken um Börse oder Börsenkurse gemacht habe, um Unternehmen, deren Bilanzen, KGVs und sonstige Fundamentalzahlen – das ist Stand Heute alles total für den Arsch. Alle Überlegungen und Gewinne der letzten Jahre sind verpufft. Es ist so, als hätte es den Run der letzten Jahre nicht gegeben, wenn ich keine Gewinne realisiert habe. Das ist auch irgendwie bitter und umso bitterer, je kürzer die verbleibende Haltedauer ist. Wer sich gefreut hat, nächstes Jahr FIRE-mäßig in die finanzielle Unabhängigkeit zu kommen, dürfte heute ziemlich geschockt sein.

Ich bin außerdem sehr gespannt, ob die Szene der deutschen Finanzblogger durch diese Korrektur dezimiert wird. Schließlich sind die meisten Blogs keine 10 Jahre alt und haben fast nur gute Zeiten erlebt und diese heftige Korrektur bringt den einen oder anderen sicherlich ins Grübeln, egal wie sehr man das Mantra Buy & Hold wiederholt.

Warren Buffet: Schon erstaunlich, wie häufig der Mann zitiert wird, insbesondere in der aktuellen Situation. Der Punkt ist jedoch der: Warren Buffet ist Großinvestor und hat nicht mehr die Freiheiten so zu agieren, wie wir Privatmenschen das können. Wir können uns in jeder Sekunde dazu entscheiden, das gesamte Depot zu liquidieren und unsere Orders werden sofort ausgeführt. Wenn man Milliarden hat, dann geht das nicht mehr so leicht. Warren Buffet hat außerdem sein Vermögen nicht damit gemacht, dass der einfach in einen breiten Index investiert hat (auch wenn er das wohl seiner Frau empfohlen hat), sondern, indem er einzelne unterbewertete Small Caps gekauft hat. Damit ist Arbeit verbunden und ich verstehe, dass da die meisten keinen Bock drauf haben (ich auch nicht).

Barbell-Strategie à la Nassim Taleb: Taleb plädiert dafür, den Großteil seines Vermögens risikolos zu halten (Cash, Bonds, Gold, was weiß ich) und nur 10-15% in hochriskante Wetten mit enormen Payoff einzusetzen. Ich konnte damit bisher nicht viel anfangen. Das kann ich plötzlich schon und ich werde mir noch ernsthafte Gedanken darüber machen, wie ich zukünftig mein Depot strukturiere.

Was mich jedoch nicht mehr so schnell los lässt und wie ich überhaupt zu diesem ganzen Irrsinn gekommen bin: /r/wallstreetbets

Genug für heute. Jetzt mach ich erstmal einen alkoholfreien Sekt auf.